Venus
Venus, der Abend bzw. Morgenstern ist weitaus besser von der Erde aus zu beobachten als Merkur. Ihre scheinbare Helligkeit von maximal -4.4(1) Magnituden macht sie zum dritthellsten Gestirn am irdischen Himmel. Zum Vergleich: Die Sonne erreicht eine Helligkeit von -26.86(1) mag., der Mond maximal -12.55(1) mag., Jupiter -2.7(1) mag. und Mars in günstiger Opposition -3.1(1) mag.. (alle Helligkeiten sind visuelle scheinbare Helligkeiten). Die große scheinbare Helligkeit der Venus resultiert aus dem hohen Albedo ihrer dichten Atmosphäre. Wegen dieser hohen Dichte wird das Licht innerhalb der Atmosphäre total reflektiert und diese dadurch stark erwärmt.
Die Venusatmosphäre ist stark stickstoffhältig (3x höher als die Erdatmosphäre) und lastet mit einem Druck von etwa 9 MPa (90 facher Druck der Erdatmosphäre) auf einer Oberfläche deren Temperatur über 450° Celsius liegt. An der Wolkenobergrenze (100 km auf der Tag-, 70 km auf der Nachtseite) beträgt die Temperatur (ungewöhnlich hohe) -33° Celsius. Aus diesen Daten ist klar ersichtlich, daß es kein Oberflächenwasser auf der Venusoberfläche geben kann. Eine gewisse Menge von H2O ist als Kristallwasser (Basalte und Kalk) und in Schwefelsäure gebunden und somit nicht durch Dissoziation von Wasserdampf unter UV Strahlung und Entweichen des einen Spaltprodukts - Wasserstoff - in den Weltraum verloren gegangen.
Obwohl in der Atmosphäre ein hoher Anteil an H2S zu finden ist, der auch zu Schwefelsäure kondensiert, gibt es auf der Venusoberfäche keine Schwefelsäureregen, da die Säure in etwa 12 km Höhe verdampft, lange bevor sie die Oberfläche erreicht. Es könnte jedoch sein, daß es Flußsäureregen gibt. Hinweise dafür liefern glatte Oberflächendetails der Venus sowie die allgemein starke Nivellierung der gesammten Oberfläche.
Aufbau der Atmosphäre (nach (2))
Höhe [Meilen] | Zusammensetzung | Temperatur [°C] | Sichtweite im roten Licht [Meilen] |
43 | 2 Mikrometer Schwefeltropfen | 13 | 4 |
15 Mikrometer Schwefeltropfen | 20 | 1 | |
Schwefeltropfen+CO2 | 202 | 0 | |
19 | feine Schwefelsäuretropfen | 316 | 50 |
(1) ... J. Herrmann, Das Weltall in Zahlen, Kosmos Verlag 1986
(2) ... Prof. M. G. Firmeis, Pers. Mit., Sk.: Physik des Sonnensytems II (1997)
In der Venusatmosphäre weht ein Jet-Stream (im Infrarot gut zu beobachten) der die Atmosphäre im Äquatorbereich in 6-7 Tage um den ganzen Planeten treibt.
Die Venus rotiert reterograd in 243 Tagen einmal um ihre Achse. Ungewöhnlich ist, daß sie für einen Sonnenumlauf nur wenig kürzer und zwar 224,27 Erdtage benötigt.
In Erdnähe zeigt Venus der Erde immer dieselbe Seite ihrer jungen Oberfläche. Vor etwa 300-500 Millionen Jahren wurde die gesammte Oberfläche aus noch unerforschten Gründen um- und neugestaltet.
Etwa um die Zeit der Erdnähe herum nimmt die Phasengestalt der Venus auf ein dem Neumond vergleichbares Minimum ab. Man bezeichnet diese Konstellation als untere Konjunktion. Ähnlich wie beim Mond (nur noch viel häufiger) zieht die Venus auf ihrer Bahn von der Erde aus scheinbar nördlich oder südlich an der Sonne vorbei. Periodisch zieht die Venus aber vor der Sonnenscheibe (dann ist die Phase sehr genau 0%) vorbei (es erreignet sich quasi eine Venus-Sonnenfinsternis=Venus-Durchgang=Venus-Transit).
Da die scheinbare projezierte Bahn der Venus vor der Sonnenscheibe von der geographischen Breite von der man die Erscheinung aus beobachtet abhängt (perspektivisch versetzt ist), wurden diese Durchgänge (Eintritts- und Austrittszeit der Venus) zur Verfeinerung des Wertes der Entfernung Erde-Venus-Sonne (Bestimmung der Parallaxe) benutzt. Ein Problem hierbei war das Tropfenphänomen welches eine genaue Bestimmung, wann der Venusrand scheinbar den Sonnenrand berührt, unmöglich macht. Die Venus scheint hierbei schon Sekunden vor dem Eintritt vor die Sonnenscheibe und Sekunden nach dem Eintritt aus der Sonnenscheibe eine Vebindung mit derselben zu haben.
Die soeben erwähnten Erscheinungen kann man auch beim Merkur beobachten. Durchgänge seiner Planetenscheibe vor der Sonne sind aber wesentlich häufiger als Venusdurchgänge.
Ist die Venus von der Erde aus maximal (etwa 100%) beleuchtet (genau 100% ist sie nur beleuchtet wenn sie hinter der Sonne (der Erde genau gegenüber) steht) spricht man von oberer Konjunktion.
Es wurden keine natürlicher Satellit gefunden.
Radaraufnahmen der Sonde Magellan zeigen verschiedenen Oberflächenstrukturen von denen eine Vielzahl vulkanischen Ursprungs sind z.B. die sogenannten "Domes". Eine Mögliche Einteilung der Venus-Vulkanen ist a) große Vulkane, b) kleine Vulkane (beide Typen sind den irdischen Schildvulkanen ähnlich) und in c) Coronae und d) Strukturen die keine Entsprechung auf der Erdoberfläche haben z.B. die sogenannten "Pancakes". Eine Diplomarbeit (Autor: J. J. Leitner) welche sich mit der Möglichkeit von Plattentektonik auf der Venus beschäftigt hat als Ergebnis gebracht, dass derartiges gegenwärtig auf der Venus nicht stattfindet, was in Übereinstimmung mit Beobachtungsdaten der Raumsonde Magellan steht. Die nachfolgende Dissertation beschäftigt sich mit Modellen der inneren Planetenstruktur, die einzelnen Teilen des äußeren Planetenerscheinungsbildes gerecht werden sollen. Eine internationale Zusammenarbeit mit der Univ. Oulu/Finnland und der Univ. Madrid/Spanien zur Erforschung der Venustopographie besteht derzeit.
Die Arbeitsgruppe ist eingebunden in das internationale Projekt der Venus Entry Probe Mission.
Man hat bis auf eine Ausnahme (Wasserdampfausstoß eines Vulkanes) keinen aktiven Vulkanismus auf der Venus gefunden.
ad a): Als große Vulkane bezeichnet man diejenigen deren Durchmesser zwischen 100-600 km liegen und die eine Höhe von 0.4-5.5 km erreichen. Im Vergleich zur Erde sind diese Vulkane niedrig im Verhältnis zu ihrer Grundfläche (der Ausdehnung ihrer Schilde); wobei jedoch aufgrund von unterschiedlichen Viskositäten in den oberen Mänteln der beiden Planeten keine direkten Vergleiche zulässig sind. Das Nullniveau auf der Venus wird so wie bei anderen Himmelskörpern ohne Meeresniveau durch eine Kugel mit dem mittleren Radius definiert der im Fall der 6052 km beträgt
ad b): Kleine Vulkane besitzen einen Durchmesser von 20-100 km und erreichen eine Höhe von 0.2-2 km. Ihre Anzahl ist sehr groß; von der Raumsonde Magellan wurden nur 500 klassifiziert. Diese Vulkane treten oft gehäuft in sogenannten "shield-fields" in den Tiefländern der Venus auf.
ad d): Zu dieser Gruppe werden diejenigen Vulkane gezählt deren Aussehen mit keiner vulkanischen Struktur auf der Erde vergleichbar ist. Diese Gruppe kann man in "Pancake Domes" (treten häufig in Gruppen auf).
Die Venus besitzt ein schwaches Magnetfeld (*) aber kein Dipolfeld. Sie besitzt wahrscheinlich einen flüssigen Kern. Selbst wenn dem nicht so wäre könnte sie nicht genug Energie aus ihrer langsamen Rotation beziehen um eine Dipolfeld-Erzeugende Konvektion aufrechtzuerhalten. Wegen des schwachen Magnetfeldes dringt der Sonnenwind tief in die Venusatmosphäre ein und reichert sie wahrscheinlich mit Plasmateilchen an. Messungen der Zusammensetzung der Venusatmosphäre welche Ähnlichkeiten mit der Zusammensetzung des Sonnenwindes im Abstand der Erde zeigen, bestätigen diese Annahme.
(*) UV-Strahlng der Sonne ionisiert Moleküle und Atome und bildet so eine Ionosphäre. Die Bewegungen der ionisierten Teilchen gemeinsam mit dem Dynamo-Effekt des rotierenden Erdkernes induzieren ein Magnetfeld, welches mit dem Sonnenwind in Wechselwirkung steht und in 1,3 Planetenradien Entfernung eine Bugstoßwelle ausbildet.
Physische Daten:
Masse [kg] | 4.8690 × 1024 |
Durchmesser [km] | 12103.6 |
Mittlere Dichte [kg/m3] | 5240 |
Schwerebeschleunigung an der Oberfläche [cm/s2] | 887 |
Fluchtgeschwindigkeit [m/sec] | 103600 |
Mittlerer Sonnenabstand [AU] | 0.723 |
Rotatiosperiode [Tage] | 243.0187 (retrograd) |
Umlaufperiode [Siderische Jahre] | 0.61519726 |
Obliquity [°] (Äquator gegen Bahnebene) | 177.3 |
Inklination [°] (Bahnebene gegen Ekliptik) | 3.39471 |
Exzentrizität | 0.00677323 |
Mittlere Oberflächentemperatur [K] | 730 |
Albedo | 0.59 |
Größtes Oberflächendetail | Maxwell Montes (17 km über mittleren Planetenradius) |
Zusammensetzung der Atmosphäre | 96% Kohlendioxy, 3% Stickstoff, 0.1% Wasserdampf |
Oberflächenmaterial | Basaltartiges Gestein |
Mythologie:
Griechisch: | Afrodith | Transliteration: | Aphroditê | Römischer Name: | Venus |
Aphrodite ist die Göttin der Liebe, des Verlangens und der Schönheit. Neben ihrer Schönheit besitzt sie einen magischen Gürtel mit dessen Hilfe sie jeden dazu bringen kann sie zu begehren.
Zu ihrer Geburt gibt es 2 Sagen:
1) Sie ist die Tochter von Zeus und Dione
2) Sie entstieg den Schaumkronen des Meeres auf einer Muschel und ging in Cypern an Land.
Ihr Baum ist die Myrthe, ihre Tiere sind die Möve und der Sperling.
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