Eine Sonnenfinsternis findet
dann statt, wenn sich der Mond zwischen Sonne und Erde befindet, so daß
der Schatten des Mondes auf die Erde fällt. Sie ist also eine Okkultation
(Bedeckung) der Sonne durch den Mond.
Puristen würden sie eher "Erdfinsternis"
nennen, denn eine Finsternis ist definitionsgemäß der Durchgang
eines Himmelskörpers durch den Schatten eines anderen.
Aus obigem geht hervor, daß eine
Sonnenfinsternis nur bei Neumond stattfinden kann (wenn der Mond sich in
Konjunktion zur Sonne befindet aber nicht bei jedem Neumond wegen der Neigung
der Mondbahnebene (ca. 5°) zur Ebene der Ekliptik. Eine Finsternis
entsteht nur dann, wenn sich der Neumond nahe bei einem Knoten (einem Schnittpunkt
von Erd- und Mondbahn) befindet, und zwar zwischen 18 3/4 Tage vor und
nach Erreichen des Knotens (innerhalb der "Finsterniszeit"). Während
einer Finsterniszeit können sich zwei Sonnenfinsternisse ereignen,
da der synodische Monat (Lunation) mit 29 1/2 Tagen kürzer ist als
die Finsterniszeit (37 1/2 Tage).
Da sich die Knoten langsam nach Westen
verschieben (Rückwärtsbewegung der Mondknoten), erreicht der
Mond den entgegengesetzten Knoten in weniger als sechs Monaten und den
ursprünglichen Knoten nach insgesamt 346,6 Tagen, einem Finsternis-Jahr.
Es können daher in einem Jahr vier
Sonnenfinsternisse stattfinden. Da aber das Kalender-Jahr
länger ist als das Finsternis-Jahr, kann es in seltenen
Fällen noch eine fünfte Finsternis, und zwar im Januar oder Dezember,
geben.
Fünf Sonnenfinsternisse ereigneten
sich im Jahr 1935 und wird es wieder im Jahr 2206 geben.
Pro Jahr finden mindestens zwei Sonnenfinsternisse
statt.
Mondfinsternisse folgen Sonnenfinsternissen
oder gehen ihnen voraus, und zwar im Abstand von rund zwei Wochen.
Es war schon den Babyloniern bekannt,
daß die Knotenpunkte sich nach 18 Jahren und 10 1/3 Tagen, der Sarosperiode
wieder in gleicher Position befinden. Dies entspricht etwa 223 synodischen
Monaten (29,5306 *223=6585,32 Tage).
Dieser Zyklus umfaßt ziemlich
genau 19 Finsternis-Jahre(346,62*19=6585,78 Tage). Die Finsternisse kehren
nach dieser Periode wieder und bilden so Serien.
Die 0,32 Tage im Saros bewirken eine
Verschiebung der nachfolgenden Finsternis um jeweils ein Drittel des Erdumfangs
(120° in Länge) nach Westen, die 0,46Tage Unterschied zwischen
19 Finsternisjahren und dem Saros eine Verschiebung um 2° bis 3°
nach Norden oder Süden. Letzteres führt schließlich zum
Abbrechen des Zyklus durch das Hinauswandern der Finsterniszone über
einen der Pole. Jede Serie umfaßt etwa 70 Finsternisse über
einen Zeitraum von rund 1200 Jahren.
Die scheinbaren Größen von Mond und Sonne sind, von der Erde aus gesehen, zufälligerweise ziemlich gleich (Mittelwert für den scheinbaren Sonnendurchmesser: 31'59", für den Monddurchmesser: 31'5"). Infolge der elliptischen Bahnen von Erde und Mond unterliegen sie aber periodischen Variationen (Sonne: 31'31" bis 32'36", Mond: 29,4' bis 33,6').
Eine totale
Sonnenfinsternis tritt dann ein, wenn der Mond größer
erscheint als die Sonne und sein Schattenkegel die Erde erreicht. Wenn
der Mond am größten ist (Mond im Perigäum) und die Sonne
am kleinsten (Erde im Aphel), dauert die totale Verfinsterung am längsten.
Sie kann an einem Ort maximal 7' Minuten
währen, dies aber nur in der Nähe des Äquators um die Mittagszeit.
Eine ringförmige Finsternis ergibt sich, wenn der Mond kleiner erscheint als die Sonne und somit der Schattenkegel die Erde nicht erreicht. In Finsternismitte ist die dunkle Mondscheibe von einem hellen Sonnenring umgeben.
Eine ringförmig-totale Finsternis
findet statt, wenn die scheinbaren Größen von Sonne und Mond
gleich sind. Sie ist nur im Mittelteil ihres Weges, wo der Schattenkegel
die Erdoberfläche erreicht, für kurze Zeit total, ansonsten ringförmig.
Eine partielle Finsternis liegt vor, wenn der Mond die Sonne nur zum Teil
abdeckt.
Die partielle Phase ist in einem großen
Gebiet (in zwei Partialitätszonen von maximal ca.3400 km Breite)
zu sehen, das vom Halbschatten des Mondes erreicht wird.
Totale Verfinsterung erfolgt
nur in der schmalen Zone, entlang der der Kernschatten-Kegel des Mondes
mit einer Geschwindigkeit von rund 2000 km/h über die Erdoberfläche
rast (Kuiper-Flugzeugobservatorium).
Die maximale Breite dieser Totalitätszone
beträgt 270 km. Ein Beobachter außerhalb dieser Zone sieht die
Finsternis partiell.
Eine totale Finsternis ist für
den Nichteingeweihten ein um so überraschenderes Phänomen, als
sie ohne deutliche "Vorwarnung" eintritt:
die Annäherung des Mondes an die Sonne ist nicht zu sehen, und die
partielle Phase wird meist nicht bemerkt, wenn nicht besonders darauf geachtet
wird.
Es ist stets gefährlich,
direkt in die Sonne
zu schauen, insbesondere mit optischen Hilfsmitteln. Ein sicherer
Weg, die partielle Phase zu beobachten, ist die Projektion der Sonne auf
einen weißen Schirm.
Eine Beobachtung mit dem bloßen
Auge unter Benutzung eines entsprechendem Sonnenfilters
(zB spezielle Sonnenschutzbrille) möglich.
Während der Totalität kann man ohne Hilfsmitttel in die Sonne
und die Korona schauen.
Die Finsternis beginnt, wenn der Ostrand
des Mondes die Sonne berührt (erster Kontakt) und sich langsam vorschiebt.
Nach etwa 10 Sekunden zeigt die Sonne im projezierten Bild eine kleine
Einbuchtung, die in der nächsten Stunde, wenn der Mond über die
Sonnenscheibe wandert, immer
größer wird.
Das Sonnenlicht ist anfangs nur geringfügig
geschwächt, und die Temperatur
nimmt bis fünf Minuten vor dem
Ende der partiellen Phase nur wenig ab. Dann aber wird es dramatisch: der
Himmel wird dunkler, jedoch
ganz anders als bei der Bedeckung durch
Wolken, und nimmt häufig eine unbeschreibliche, seltsame grünliche
Tönung an.
Am westlichen Horizont taucht ein dunkles
wolkenartiges Gebilde auf, das stetig größer wird:
der näherkommende Mondschatten.
Die fliegenden
Schatten sind ein seltsames atmosphärisches Phänomen.
Gleichzeitig zum Mondschatten erscheinen auf allen hellen glatten Flächen
eigenartige helle und dunkle Bänder.
Während der letzten paar Sekunden
der partiellen Phase erlischt das Licht sehr rasch, es wird merklich kühler,
die Vögel lassen sich zum Schlafen nieder, manche Blüten schließen
sich, und der Wind beruhigt sich. Wenn der letzte Sonnenstrahl verschwindet,
ändert sich die Szene dramatisch:
Dunkelheit sich
über die Landschaft. Der letzte Schimmer der Sonne wird von den Mondgebirgen
in die Perlen des Perlenschnurphänomenes zerteilt. Sobald
die letzte Perle verschwunden ist, ist zweiter Kontakt:
Die Totalität hat begonnen.
Die Erde ist in Dunkelheit gehüllt
und nur von der herrlichen, perlweißen Korona beleuchtet, die einen
pechschwarzen Mond umgibt. Die Helligkeit auf der Erdoberfläche variiert
von Finsternis zu Finsternis; sie entspricht etwa der durch den Vollmond
erzeugten.
Im Gegensatz zum langsamen Fortschreiten
der partiellen Phase spielen sich die Ereignisse um den zweiten Kontakt
mit unglaublicher Schnelligkeit ab.
Der überraschte Beobachter kommt
aus dem Staunen und der Bewunderung nicht heraus.
Nach dem Verschwinden der letzten Perle
wird die rosa Chromosphäre für ein paar Sekunden sichtbar und
rasch wieder vom fortschreitenden Mond bedeckt. Die eindrucksvollste Erscheinung
einer totalen Finsternis ist zweifelsohne die Sonnenkorona.
Die helle innere Korona (K-Korona, L-Korona) enthält elegant geformte
Bögen und Loops und helmähnliche Strukturen, die in die schwächeren
Strahlen der äußeren Korona (F-Korona) übergehen und noch
bis zu einem Abstand von mehrern Sonnendurchmessern und zu sehen sind.
Diese verschiedenen Gebilde entstehen
unter der Wirkung des solaren Magnetfeldes. Die Form der Korona variiert
im ll jährigen
Sonnenfleckenzyklus: im
Minimum ist sie am auffälligsten in der Äquatorgegend, wo sich
lange radiale Strahlen weit nach Osten und Westen erstrecken, während
die Pole mit kurzen, federähnlichen Spitzen besetzt sind. Im Sonnenmaximum
umgibt die Korona die Sonne gleichmäßig mit mittelgroßen
Strahlen.
Während der Totalität sind
Protuberanzen verschiedener Form und Größe als
rosa Flammen, Bögen oder Wolken zu sehen. Große Protuberanzen
bleiben während der ganzen totalen Phase sichtbar, während kleinere
mit dem Fortschreiten des Mondes erscheinen und verschwinden.
Es lohnt sich, den Blick von den den
Mond umgebenden Erscheinungen abzuwenden und auf den Himmel zu schauen,
wo mit den nun dunkeladaptierten Auge Planeten und helle Sterne zu sehen
sind.
Es gibt soviel zu sehen, zu messen und
zu photographieren, daß die Zeit mit unglaublicher Geschwindigkeit
vergeht.
Der Beobachter ist immer überrascht,
wenn am Westrand die ersten Sonnenstrahlen das Ende der totalen Phase,
das Stattfinden des dritten Kontakts, anzeigen. Der erste durch ein Mondtal
dringende Sonnenstrahl erzeugt den berühmten Diamantring-Effekt
.
Die Korona und die hellsten Planeten
können noch 10-20 Sekunden lang für das noch dunkeladaptierte
Auge zu sehen sein, das Schauspiel ist aber nun fast vorüber.
Die Ereignisse laufen jetzt in umgekehrter
Reihenfolge ab wie vor der totalen Phase:
Während der Himmel heller wird,
sieht man den Schatten des Mondes gegen den östlichen Horizont zurückweichen,
die fliegenden Schatten erscheinen wieder für vier oder fünf
Minuten; die Temperatur steigt allmählich, Hähne krähen
wie am frühen Morgen, und die Alltagsaktivitäten werden nach
der kurzen Unterbrechung wieder aufgenommen.
Das projizierte Sonnenbild zeigt, wie
der Mond die Sonne immer weiter freigibt. Die partielle Phase dauert noch
etwa eine Stunde, bis die letzte Einbuchtung des Sonnenrands verschwunden
ist:
der Mond hat sich von der Sonne getrennt,
der vierte Kontakt hat stattgefunden, das Schauspiel ist zu Ende.
Wissenschaftliche Ergebnisse totaler Finsternisse:
Die Sonnenkorona, die äußere
Atmosphäre der Sonne, kann nur während einer totalen Finsternis
visuell und spektroskopisch Untersucht werden. Der Lyotsche Koronograph,
in dem die Sonne künstlich verfinstert wird, erlaubt Untersuchungen
der inneren Korona, hauptsächlich in den koronalen Emissionslinien. Ein
Koronograph mit Blende wird mit Erfolg auf Satelliten zur Beobachtung der
Vorgänge in der äußeren Korona verwendet.
Die Protuberanzen, die zuerst anläßlich von
Finsternissen entdeckt wurden, können heute laufend im Detail spektroskopisch
(Protuberanzenspektroskop) oder mit lnterferenzfiltern untersucht werden.
Die Feststellung der genauen Zeitpukte
der vier Kontakte ist auch heute noch von Bedeutung. Geringe Unterschiede
zwischen den berechneten und beobachteten Zeiten sind möglicherweise
auf eine Veränderung des Sonnendurchmessers zurückzuführen.
Ein umstrittenes Thema, seit Eddy den
Verdacht äußerte, die Sonne würde schrumpfen. Zeitbestimmungen
können auch Störungen der Mondabahn und Unregelmäßigken
der Erdrotation aufdecken.
Beim zweiten und dritten Kontakt kann
das für kurze Zeit aufleuchtende Flash-Spektrum photographiert
werden das den Übergang der Absorptionslinien der Photosphäre
in die Emissionslinien der unteren Chromosphäre zeigt.
Dies liefert Informationen über
Stärke und Entstehung der Spektrallinien.
Die fliegenden
Schatten sind ein noch unverstandenes atmosphärisches Phänomen
(Entstehung durch Schlieren in der Atmosphäre ?), das schwierig zu
photographieren ist.
Es bedarf noch weiterer Untersuchungen.
Einsteins allgemeine Relativitätstheorie
wurde zum ersten Mal während der totalen Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 geprüft.
Es konnte gezeigt werden, daß
das Licht von Sternen durch das Gravitationfeld der Sonne abgelenkt wird.
Bislang unbekannte Kometen wurden während
der Totalität in der Umgebung der Sonne entdeckt.
Ferner wurde im Verlauf von Finsternissen
eine Reduzierung der Intensität der solaren fernen Ultraviolett- und
Röntgenstrahlung beobachtet, die zu einer Veränderung der elektrischer
Leitfähigkeit der höheren irdischen Hochatmosphäre führt.
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